25 Jahre Hausacher LeseLenz – ein Jubiläumsfest geht zu Ende
„Es hat als kleine zärtliche Raupe angefangen und sich zu einem prächtigen Schmetterling entwickelt“ beschrieb Bürgermeister Wolfang Hermann den Werdegang des Hausacher LeseLenzes – dessen 25-jähriges Jubiläum mit einem groß:artigen Feuerwerk der Literatur zehn Tage lang in Hausach – der Kulturhauptstadt des ländlichen Raumes – gefeiert wurde.
Und tatsächlich, was im damaligen Café Vetter mit nur drei Schriftsteller*innen bei einer Veranstaltung mit 13 Zuhörer*innen seinen Anfang nahm, hat sich nach 25 Jahren bereits zu einem Gütesiegel und einem international Literaturfestival von Rang und Namen entpuppt. Heute gilt der Hausacher LeseLenz als Treffpunkt für Schriftsteller*innen aus aller Welt sowie für alle Literaturliebhaber*innen. Hunderte Autor*innen von Matrin Walser bis Friederike Mayröcker, von Colum McCann bis zum Nobelpreisträger Abdulrazak Gurnah, waren schon in Hausach zu Gast.
Vielfältig und bunt, wie ein großer Jubiläumsstrauß, war das Programm in diesem Jahr. Am ersten Festivalwochenende fanden 13 öffentliche, literarische Veranstaltungen in der Stadt unter der Burg statt. Über 50 Autorinnen und Autoren aus dem In- und Ausland waren nach Hausach gekommen, um die Literatur zu feiern.
„Die Begegnung mehrkultureller, interkultureller und transkultureller Wirklichkeit kann im ‚poetischen Raum‘ zu einer anderen Wirkungsmacht kommen, weil sie phantasievoll offener ins Gespräch und Miteinander der Vielfalt einlädt.“ so José F.A. Oliver, Begründer und Kurator des LeseLenz. Wie zum Beweis dieser Worte brennen auch in diesem Jahr die Laternen der anliegenden Gaststätten noch lange über den Köpfen der Schriftsteller*innen und Festivalgäste. Bis spät in die Nacht diskutiert man, spinnt herum, tauscht sich aus, entwickelt neue Projekte.
Ein besonderes Ereignis war die Eröffnungsveranstaltung am 08. Juli 2022 unter dem Titel „Klangsprachen“. Das Tiroler Kammerorchester InnStrumenti und Christoph W. Bauer aus Innsbruck, einer der ersten LeseLenz-Stipendiaten und Hausacher Stadtschreiber, den vier zeitgenössische Komponisten vertont hatten, verzauberten das Publikum mit einer betörenden Melange aus Musik und Sprache. Das weitere Programm war prall gefüllt mit Poetik und Phantasie, mit Geist und Witz und Wortgefühl, aber ließ angesichts der aktuellen Weltlage auch einen Raum für klare Worte.
Und die Poet*innen und Schriftsteller*innen besuchen im Rahmen des Festivals neben dem öffentlichen Programm auch Schulen in der Ortenau, um zu lesen und mit Schülerinnen und Schülern Literatur zu machen. In Schreib- und Erzählwerkstätten stehen in diesem Jahr digitale Wirklichkeit sowie der Dialekt als Hommage an den ländlichen Raum im Zentrum. Auf die Ergebnisse darf man gespannt sein – ebenso wie auf die Arbeiten der Stipendiat*innen, die als Stadtschreiber*innen im Rahmen des LeseLenz nach Hausach kommen werden.
Der Hausach LeseLenz ist auch ein Fest(ival) der Sprach-, Literatur- und Schreibvermittlung. Der Gesamte Ort ist hier beteiligt, es werden neue Räume eröffnet und Spracharbeit in allen Altersstufen gefördert. „Sprache ist Sozialarbeit“, beschreibt es José F.A. Oliver.
Die NEUMAYER STIFTUNG unterstützt und begleitet den LeseLenz seit den ersten Jahren mit großem Interesse und gratuliert von Herzen zu einem viertel Jahrhundert intensiver Sprach- und Sozialarbeit. Wir wünschen dem LeseLenz noch weitere erfolgreiche 25 Jahre!