STIFTUNGSHISTORIE
Seit 1998 engagiert sich die Amanda Erich Hansjürgen Neumayer-Stiftung und ist in den mehr als 25 Jahren seit ihrer Gründung zu einer der größten Stiftungen Deutschlands gewachsen.
Heimat der Stiftung – lokal und in den Werten für immer verwurzelt – ist im mittleren Schwarzwald der Ort Hausach im Ortenaukreis.
Seit dem 19. Jahrhundert war in dieser Region die Familie Neumayer beheimatet und mit ihr auch ihre Unternehmungen. Ur-Firmengründer Richard „Mede“ Neumayer kaufte 1880 das Hammerwerk in Gutach und betrieb dieses als Freiform-Schmiede. 1906 übernahm sein Sohn Heinrich Neumayer den Betrieb und übergab ihn 1940 an seinen ältesten Sohn Richard Neumayer.
Dessen Bruder war Erich Neumayer. Er wurde am 1. August 1916 geboren und besuchte bis zu seinem 17. Lebensjahr das altsprachliche Gymnasium der Heimschule Lender in Sasbach. Nach den Vorstellungen der Eltern sollte er Theologie studieren, was jedoch später verworfen wurde. Nach einem kurzen militärischen Einsatz als Kradmelder in Lyon eignete sich Erich in der Hornberger Firma Schiele, der „Brüstle Mechanik GmbH“ in Gutach und der Firma Schondelmaier die notwendigen praktischen Kenntnisse der Fertigungsmethoden und der Metallverarbeitung an, was ihn vom weiteren Militärdienst freistellte.
Der jüngere Bruder Ernst Neumayer hatte bereits vor seiner Militärzeit bei der Firma Schiele den Beruf des Automateneinrichters erlernt.
Ein Naturtalent
Zunächst war geplant, das „Naturtalent“ (so seine Ausbilder) Erich und seinen Bruder Ernst in den Betrieb Richard Neumayers einzubinden. Doch Erich hatte eigene Pläne und ließ zunächst die „Erich Neumayer Mutternfabrik in Gutach“ ins Handelsregister eintragen. Die Produktion lief neben Bruder Richards Schmiedeeinrichtung, das Büro befand sich im ehemaligen Haushalts- und Eisenwarengeschäft der Eltern Heinrich und Karoline.
1942 schlossen Erich und Ernst Neumayer dann einen Gesellschaftsvertrag und ließen sich am 20. Januar 1942 als „offene Handelsgesellschaft“ eintragen. Sie einigten sich auf die Namensgebung „Erich Neumayer & Cie.,Metallwarenfabrik Gutach“. Erich verantwortete die kaufmännische Leitung des Betriebes, Bruder Ernst übernahm größtenteils die technische Leitung.
1952 führten die Brüder die Mutternfertigung durch Warmpressen ein. Der Bau einer Produktionshalle für die Herstellung von Muttern 1953 in Hausach war der Startschuss für die folgende fruchtbare wirtschaftliche Verbindung zwischen der Stadt Hausach und der Firma Neumayer, die in Hausach als „Erich Neumayer GmbH & Co.KG“ firmierte.
Eine Ehe auf Augenhöhe
Bereits im Februar 1945 hatte Erich Neumayer, 29 Jahre alt, die fünf Jahre jüngere Amanda Heitzmann geheiratet.
Amanda Franziska Antonia Heitzmann wurde am 24. August 1921 in Oberwolfach geboren. Sie wuchs im elterlichen „Gasthof zur Linde“ in Oberwolfach auf, in dem sie in jungen Jahren mitarbeitete. Sie liebte Oberwolfach, Hausach, das Kinzigtal, die Schwarzwaldlandschaft – eine echte „Schwarzwald-Frau“.
Die ersten Jahre ihrer Ehe lebten Erich und Amanda Neumayer im Kinzigtal an verschiedenen Orten – Amanda in der „Linde“ und Erich in Gutach bei dem von ihm mit seinem Bruder Ernst gestarteten Unternehmen. Erst 1953 konnten das Ehepaar durch Kauf und Tausch in Hausach genug Land zusammenbringen, um das Unternehmen hier zusammengefasst anzusiedeln.
Da es so kurz nach dem Krieg keinen Wohnraum in Hausach gab, baute das Ehepaar auf das Bürogebäude eine Wohnung und wohnte auf dem Fabrikgelände.
„Wenn du bei Neumayer beschäftigt bist, hast du einen sicheren Arbeitsplatz und ausgesorgt.“
1957 folgte die betriebliche Einführung der Warm/Kalt-Umformung, 1961 startete die Produktion der spanlos hergestellten Kronenmuttern und die Firma belieferte von nun an fast alle Fahrzeughersteller in Europa. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Firma Neumayer bereits mehr als 110 Mitarbeiter (1970 waren es dann mehr als doppelte so viele).
Außergewöhnlich waren zu damaligen Zeiten die Sozialleistungen, in dessen Genuss die Firmenmitarbeiter kamen. „Wenn du bei Neumayer beschäftigt bist, hast du einen sicheren Arbeitsplatz und ausgesorgt.“ Und ist immer noch ein geflügeltes Wort in Hausach.
Im Jahr 1973, nach weiteren maßgeblichen Firmenexpansionen sowie der Erweiterung der Produktionspalette, nach 28 Jahren Ehe, verunglückte Erich Neumayer mit 57 Jahren tödlich in der Schweiz.
Er hinterließ seine Ehefrau Amanda, den gemeinsamen Sohn Hansjürgen und ein bedeutendes Unternehmen, das seinen Weg in den kommenden Jahren weiter erfolgreich gehen sollte. Amanda war viele Jahrzehnte nach dem Unfalltod des Mannes (nicht im Unternehmen tätige) Mehrheitsgesellschafterin, später Minderheitsgesellschafterin, zusammen mit dem Sohn Hansjürgen.
Hilfe zur Selbsthilfe
Im Jahr 1998, 25 Jahre nach Erichs Neumayers Tod, gründete Amanda auf Empfehlung ihres engsten Beraters und Freund des Hauses, dem Rechtsanwalt Martin Gutsche, mit 500.000 Euro Stiftungs-Startkapital die Amanda Erich Hansjürgen Neumayer-Stiftung in Hausach.
Der Stiftungszweck lautete von Anfang an: „den armen Menschen“ helfen.
So unterstützte die Stiftung bereits in der ersten Phase nicht nur die Franziskanerinnen für Maria Frieden in Oberharmersbach oder die Caritas und die Diakonie in Hausach, sondern in starkem Maße auch Bildungsprojekte, vom Hausacher Leselenz bis hin zu Stipendien für Schüler mit ausgeprägtem Gemeinsinn.
2005 schied Amanda als Gesellschafterin aus dem Unternehmen aus. Mit dem Verkauf ihrer Unternehmensanteile flossen weitere 20 Millionen Euro in die Stiftung ein. Die sechs zentralen Tätigkeitsfelder der Stiftung wurden definiert: Regionale und kommunale Bildungsprojekte, Kinder- und Familienbildung, Sprache erleben, Leistung fördern, Menschen in Notlagen unterstützen sowie „Kinder der Welt“ – Elementarbildung.
Am 22. März 2018 starb Amanda Neumayer mit 96 Jahren in ihrem Haus in Hausach. Sie hinterließ ihr Vermögen im Einvernehmen und mit Unterstützung ihres Sohnes Hansjürgen im Wesentlichen der Amanda Erich Hansjürgen Neumayer-Stiftung, um hier und darüber hinaus zur Verbesserung der Lebensverhältnisse bedürftiger Menschen beizutragen, mit Hilfe zur Selbsthilfe.
Hansjürgen Neumayer engagierte sich selbst im Kuratorium der Stiftung aktiv und war vor allem die treibende Kraft hinter dem Projekt der „Neumayer Häuser“ bis zu seinem Tod am 8. April 2022. Auch sein Vermögen vermachte er im Wesentlichen der NEUMAYER STIFTUNG, die damit weiter wachsen helfen kann.
Wir machen keine Projekte, ohne den Projektpartnern zunächst in die Augen zu sehen. Wir gehen auch in die elendsten Situationen, um auf humane Weise und auf Augenhöhe den Projektpartnern zu begegnen.
Martin Gutsche, Kuratoriumsmitglied bis 2019